Zumindest was den Progressive
Rock betrifft, dürfte das Comeback des Jahre bereits gelaufen
sein. Nach mehr als zehn Jahren haben Pallas ein neues Album
veröffentlicht. Ich sprach mit Niall Mathewson.
Pallas sind ein Phänomen.
Die Ursprünge der Band gehen bis ins Jahr 1974 zurück,
damals übrigens noch unter dem Namen Rainbow. Warum
sich ein Namenswechsel erforderlich machte, dürfte auf der Hand
liegen, und so wurde Pallas geboren. Sicher ist es dem Erfolg von
Marillion in den frühen Achtzigern zu verdanken, daß die
Medien und Plattenfirmen auch an weiteren musikalisch ähnlichen
Bands Interesse bekundeten, was Pallas 1983 einen Deal mit EMI
einbrachte. Mit Graeme Murray (Bass), Ronnie Brown (Keyb) und
Gitarrist Niall Mathewsen sind aus dieser Zeit immerhin noch drei
Mitglieder bei Pallas aktiv. Bemerkenswert dabei ist wohl noch, daß
Pallas eigentlich stilistisch soviel mit Bands wie Marillion gar
nicht gemein haben.
Du hast völlig recht.
Das ist schon immer eine sonderbare Sache für uns gewesen,
etwas, was uns schon immer gestört hat. Immer wenn man in den
Achtziger über uns geschrieben hat, egal ob über Gigs oder
Platten, immer hieß es, wir wären nichts weiter, als ein
Marillion-Abklatsch. Ich habe das nie verstanden- Wir haben nie wie
Marillion geklungen, nicht früher, und auch heute nicht. Ich
denke wir sind generell härter im Sound. Ich glaube, wenn man
sich wirklich die zeit nimmt, wird man das auch herausfinden. Oder
eines unserer Konzerte besucht. Es wird hoffentlich eine Tour im
September geben, da kann man sich davon überzeugen.
Als erste erwähnenswerte
Veröffentlichung von Pallas wird gewöhnlich Arrive
Alive gehandelt, wobei man sich darüber streiten kann,
was da denn nun eigentlich gemeint ist: Die Live Kassette, die
selbst-produzierte LP oder die bei EMI erschienen EP alle
unter dem gleichen Titel. Eins ist jedenfalls sicher, alle wichtigen
Titel aus dieser Periode werden demnächst endlich auch auf CD
erhältlich sein.
Wir sind damit gerade fertig
geworden. Es wird also wirklich nicht mehr lange dauern. Ich bin
wirklich sehr froh darüber. Das Material ist natürlich
sehr alt, aber immer wieder fragen Leute aus der ganzen Welt danach.
Wir werden das Album in Europa wohl auch über Inside Out
veröffentlichen. Wahrscheinlich werden wir noch einige Monate
warten, weil es sicher nicht ganz so gut wäre, das Album zu
schnell nach Beat The Drum zu veröffentlichen. Auch
unsere anderen Alben sind ja momentan nicht lieferbar, aber auch
hier haben wir vor, mit Inside Out zu arbeiten. Ich möchte nur
jetzt darüber noch nicht allzu viel sagen, weil es da einfach
noch einige Dinge mit der alten Plattenfirma zu regeln gibt.
Bei diesen anderen Alben muß
zunächst The Sentinel erwähnt werden. Ein
Konzeptalbum, daß die Legenden von Atlantis mit den Ängsten
des damals ja noch aktuellen Thema des kalten Krieges verknüpft.
Produziert übrigens wurde das Album von keinem geringeren, als
Eddie Offord, bekannt durch seine Arbeiten zum Beispiel mit Yes.
Anschließend wechselte man den Sänger, Alan Reed kam
hinzu und steht bis heute bei Pallas hinter dem Mikro. Es folgten
zwei weitere Produktionen für EMI, die EP Knightmoves
und die LP The Wedge. Alle diese Veröffentlichungen
gelten heute als Genreklassiker und wurden 1992 als CD
veröffentlicht, wobei man Knightmoves und The
Wedge gemeinsam als Knightmoves To Wedge auf eine
CD packte und The Sentinel um drei Tracks erweiterte.
Eigentlich sind das keine
wirklich neuen Songs gewesen. Tatsächlich stammen sie noch aus
der Zeit, bevor wir mit den Aufnahmen zu The Sentinel
begannen. Eddie Offord und wir kamen damals gemeinsam zu dem
Entschluß, daß sie auf das Album nicht mehr passen
würden. Als wir dann später die Möglichkeit hatten,
die CD-Version zu veröffentlichen, war es jedoch naheliegend,
die Tracks komplett zu präsentieren.
Und dann war zunächst Ende
im Gelände. Zwar geisterten Gerüchte vom Comeback immer
wieder durch die Szene, aber wer wußte schon, ob es sich dabei
nicht lediglich um Wunschdenken handelte. Immerhin gab es mit dem
Kassetten-Album Sketches und einigen Veröffentlichungen
auf Samplern Lebenszeichen, die wohl auch dazu beitrugen, daß
die Fans die Hoffnung nie aufgaben. Wobei es sicher ihnen zu
verdanken ist, daß Pallas nie in Vergessenheit gerieten.
Ich weiß es auch nicht,
Fakt ist, daß wir wirklich unglaubliche Fans haben. Ich meine,
wir machen nichts anderes, als unsere Musik. Daran ist nichts
außergewöhnliches. Aber es ist schon ein sonderbares
Gefühl. Wir haben im letzten Jahr ein paar Gigs gespielt, und
plötzlich erkennst du ein paar dieser Gesichter von vor
fünfzehn Jahren. Wir haben Fans auf der ganzen Welt, Holland
war schon immer eine Hochburg, aber auch in England oder Schottland
läuft es gut. Sketches war übrigens lediglich
für den Vertrieb über den Fan-Club gedacht. Es war eine
Art Zeichen für unsere Fans, daß wir immer noch da sind,
immer noch Musik machen. Die Qualität war nicht so hoch, daß
sie eine andere Veröffentlichung außer als Kassette
gerechtfertigt hätte. Aber es gab doch einige gute Ideen und so
sind einige dieser Songs auf das neue Album gekommen.
Das heißt nun also Beat
The Drum und wen wundert's die ersten Reviews
sind durch die Bank euphorisch das wären sie vermutlich
aber auch, hätten Pallas auf dem neuen Album das Telefonbuch
von Tokio rückwärts gelesen. Erschienen ist das Album bei
Inside Out auch das dürfte keinen Kenner der Szene
überraschen.
Ich glaube Inside Out haben
sich durch unsere Webseite im Intranet an uns erinnert. Sie arbeiten
sehr professionell, geben dir dabei aber trotzdem das Gefühl,
als würde man gemeinsam zu einer Familie gehören. Beat
The Drum ist kein Konzeptalbum geworden, es gibt aber Songs,
die zusammengehören. Hide & Seek ist ein Song
über Einsamkeit und Paranoia. Hier wird eine ziemlich
hoffnungslose Situation geschildert. Und darauf folgt dann
Insomniac, wo wir dem Ganzen eine optimistische Wendung
geben, so daß eventuell die Chance besteht, daß der Held
wieder die Freude am Leben zurückgewinnt. Es gibt sozusagen ein
Licht am Ende des Tunnels. Call To Arms! und Beat
The Drum sind einfach nur Songs über uns. Darüber,
daß wir nach all den Jahren wieder zusammen gefunden haben.
Mal angenommen, es böte
sich erneut die Chance auf einen Major-Deal. Würde man es ein
zweites Mal riskieren?
Nein, ich glaube nicht, daß
wir das noch einmal tun würden. Wir waren einmal in dieser
Situation und sie war alles andere als erfreulich für uns. Mir
ist in der Zusammenarbeit besonders das persönliche Verhältnis
wichtig ist, so wie es im Augenblick bei Inside Out funktioniert.
Bei einem Major wäre das nicht möglich. Da bist du nur ein
Rad im Getriebe. Als wir uns damals zurückgezogen haben, hatten
wir wirklich für eine Weile überhaupt nichts mehr mit der
Musik am Hut. Aber das hältst du nicht ewig durch. Die Musik
ist etwas, die steckt in deinem Blut. Du mußt machen, was dir
Freude bereitet und nicht nur an die geschäftlichen Aspekte
denken. Natürlich haben wir noch Jobs neben der Musik. Ich habe
ein Aufnahmestudio, Graeme ist Anwalt und Alan ist Produzent für
die BBC.
Bleibt natürlich die Bange
Frage der Fans, ob man auf das nächste Album wieder mehr als
zehn Jahre warten muß. Aber die Gefahr scheint wohl nicht zu
bestehen.
Nein, garantiert nicht. Ich
halte achtzehn Monate für eine realistische Zeit bis zum
nächsten Album. Wir haben ja bereits mit dem Songwriting
begonnen.