Matter of Taste:
|

|
Das vor einiger Zeit
veröffentlichte zweite Album der Österreicher war für
die Tales Anlaß, Bandleader Franz Wetzelberger einige Fragen
zu stellen.
Österreich gilt ja nun
nicht gerade als Mutterland des Prog. Kannst Du vielleicht ein paar
Worte zur dortigen Prog-Szene verlieren?
Es gab, und gibt in
Österreich einige interessante Prog-Bands/Projekte: EELA CRAIG
brachten einige LPs heraus, wurden durch ihre MISSA
UNIVERSALIS (Rock Messe in Latein) bekannt. Band-Boss BOGNERMEIER
war Initiator der ARS ELECTRONICA und KLANGWOLKE LINZ, inzwischen ja
über die Grenzen Europas
bekannt. EELA CRAIG waren mit ihren Keyboard Sounds und Passagen
eine der herausragendsten österr. Bands.
Dann wäre da CHRISTIAN
KOLONOVITS. Dieser international. bekannte Komponist, Arrangeur,
Dirigent ( wurde durch sein
Klassik-Rock Projekt VSOP berühmt ) brachte zwei überaus
interessante (harmonisch/rhythmisch ) Alben heraus, die
logischerweise nicht so bekannt wurden wie seine kommerziellen
Projekte!
Der Klangzauberer Gandalf wurde
sehr bekannt in Österreich. Er spielt alle Instrumente selbst
im Studio ein und ist so eine Art kleiner Alan Parsons.
Und dann ist da noch ZENIT, die
Prog Alben mit jazzigem Background gemacht haben.
Und was gerade so aktuell ist.
STIGMATA haben mit ihren Alben
bereits internationale Beachtung gefunden und LANVALL tritt in die
Fußstapfen von Gandalf. Er komponiert interessante, ruhige
Klangkollagen und war auch bei WMMS WMMS. RED SOCKS sind äußerst
bemerkenswerte Newcomer, die immer wieder durch
eigenwillige Rhythmen/Harmonien
in den Prog Bereich vordringen. Wie der musikalische Weg der Band
aussehen wird, bleibt abzuwarten. Ob klarer und einfacher, und somit
sicher leichter zu vermarkten, oder komplexer....Diese Band ist es
Wert einen guten Plattenvertrag zu bekommen. Anhören...
Man lernt eben nie aus, wobei
natürlich dem Tales-Besucher besonders Stigmata und Lanvall
längst ein Begriff sind und zumindest auch Gandalf in der New
Age Szene hierzulande sehr beliebt ist. Es tut sich also einiges in
Österreich, aber zur goldenen Nase wird es kaum reichen.
Österreich hat ein wenig
mehr als 7 Millionen Einwohner, und davon sind wiederrum nur ein
geringer Prozentsatz im Alter um sich für Rock (im weitesten
Begriff) u interessieren. Diese Zahl ist jedenfalls zu gering, um
wirtschaftlich in diesem Land mit Rock Musik Profit machen zu
können. Und ohne Geld, ohne Industrie, die eben aus diesen
Gründen nicht daran interessiert ist, bewegt sich sehr wenig,
und wenn überhaupt, entsprechend mühsam. Das Rockpublikum
in Österreich ist sicherlich gleich gut drauf bei Events wie
sonstwo auf der Welt, wie auch die CD Verkäufe in der Relation
keinen großen Unterschied zum internationalen
Markt zeigen. Es ist einfach der Markt zu klein hier. Keine
Plattenfirma, kein Verlag, kein Management kann hier langfristig
investieren. Wirklich erschwert wird jedoch das Leben und Schaffen
der österreichischen Musikergilde durch die Tatsache, daß
der ORF (als öffentlich-rechtliche Sendeanstalt) definitiv die
Ansicht vertritt, österreichischer Pop-Rock Musik seie
qualitativ nicht gut genug um in Österreich präsentiert zu
werden.
Jeglicher Zusatzkommentar
erübrigt sich....
Bereits für das Debüt
bekamt ihr sehr gute Kritiken, daß war allerdings verglichen
mit der aktuellen Scheibe wesentlich ruhiger und melodischer
ausgefallen.
Wir haben damit gerechnet, daß
Leute die auf lyrischen, ruhigeren Prog stehen, das Album gerne
hören werden. Jedenfalls habe ich das erste Album ohne
Kompromisse so produziert, wie ich es für richtig fand. Daß
Matter of Taste so gute Kritiken bekam, freut uns
natürlich immens. Matter of Taste ist eine
facettenreiche Band, und beide Seiten, also beide Alben zusammen,
zeigen so ziemlich den Bogen des musikalischen Spektrums. Die Alben
ergänzen sich, und wer beide besitzt, und hört, lernt MOT
übergreifend kennen.
Aber besteht nicht die Gefahr,
daß die Leute, denen das erste Album gefällt, jetzt ein
wenig enntäuscht sind, wo ihr euch von der straighteren Seite
zeigt.
Nein, diesen Eindruck haben wir
nicht. Es ist vielmehr eine Erweiterung und Ergänzung zum
ersten Album. So war es auch geplant. Die Stücke von MOT sind
sicher sehr abwechslungsreich, und wir denken, daß das gut so
ist.
Und auch was die langen
Nummern angeht, haltet ihr euch beim zweiten Album zurück.
Die Länge eines Stückes
ist meiner Meinung nach nicht entscheidend. Wenn die Spannung über
längere Zeit hinweg aufrecht bleibt, ist ein langes
Stück ebenso
hörenswert wie ein
sogenanntes kurzes, welches kompakt und knapp eine
Aussage macht. Die Aussage ist relevant, überall, in jedem
Gesangs-Part, bei jedem Solo,
jedem Fill, Sound, etc....
Auf beiden Alben verwendet ihr
ein klassisches Motiv, einmal im Original von Beethoven und jetzt
die berühmten Bilder einer Ausstellung. Während
ihr Beethoven jedoch seinerzeit im Booklet erwähnt habt, ist
das bei Mussorgski jetzt nicht der Fall.
Warum sollten wir das auch
besonders erwähnen???Das Motiv ist weitreichend
bekannt, und jeder halbwegs
gebildete Musikliebhaber wird es zuzuordnen wissen.
Allen voran die Prog-Rock
Gemeinde, die ja bekanntlich auch großes Interesse an anderen
Musiksparten aufzeigt, wie eben an der klassischen
Musik.
Jene die es nicht sofort zuordnen
können, werden es auch ohne Hinweis überleben.
Ihr habt nach dem Debüt
einen Deal mit WMMS abgeschlossen.
CHATEAU OBSCURE wurde in
Eigenregie produziert, und dann in Europa verschickt ( Labels,
Vertriebe, Presse ). Peter Wustmann hat mich sofort angerufen, und
mir einen Vertrag für ein Folgeprodukt Angeboten. Größere
( finanzkräftigere ) Plattenfirmen hätten zusätzlich
zum Budget für eine Produktion auch noch genügend Mittel,
um eine entsprechende Promotion zu bezahlen. Das ist
bedauerlicherweise hier nicht der Fall.
Nach dem Debüt war
eigentlich nicht so richtig klar, ob Matter Of Taste nun eine Band
oder eher ein Projekt darstellen. Das hat sich jetzt ja wohl
geklärt.
Durch die Arbeit am ersten Album
haben wir uns erst so richtig kennen-und schätzen gelernt. Beim
Studioeinsatz für Jack of Spades waren wir als Band
viel produktiver im Einsatz. Es war ja ursprünglich kein
Nachfolger geplant, und die weiter andauernde Zusammenarbeit wirkte
sich natürlich nur positiv auf die gemeinsame Sache MOT aus.
MOT wuchs zu einer Band heran.
Was macht ihr neben Matter Of
Taste?
Jeder von uns ist in
verschiedenen musikalischen Bereichen tätig. Von Prog alleine
kann man nur schwer existieren, vor allem in Österreich.
Aktivitäten in Cover-Bands,
oder wie ich als Kinder-Musik-Produzent, Studio Jobs,
Unterricht, etc...
Nun hat man ja einer Band nicht
immer den Fall, daß jeder mit jedem Song eines Albums rundum
glücklich ist.
Jeder in der Band hat wohl seinen
besonderen Song auf dem Album. In erster Linie sind alle
damit zufrieden, das das Album sehr facettenreich gelungen ist, und
der typische MOT-Sound spürbar bleibt.
Und zum Schluß die Frage
nach den Liveaktivitäten.
Wenn sich die Alben etwas
verkaufen, würden wir natürlich sehr gerne live spielen,
um die Differenzen die vielleicht einige in den beiden Produktion
sehen auf der Bühne zu einem einheilichen Ding zu verschmelzen.
Alle Stücke der beiden Alben in einem zu spielen wäre sehr
spannend. Das hängt wie immer vom Verkauf unserer Produkte ab.
Wenn die Nachfrage vorhanden ist gibt es kein Zögern
unsererseits.
© Renald Mienert
DURP - eZine from the progressive ocean
http://www.durp.com/